kleine Aztekium und Strombocactus pfropfen, wie?

Hallo,
nachdem ein paar Aztekium ritteri und Strombocactus disciformis gekeimt sind, wollte ich die auch mal pfropfen, zumindest ein paar davon.
Als Unterlage hätte ich Pereskiopsis und ggf. auch Selenicereus grandiflorus. Meine Aussaat von Hylocereus ist erst 2 Wochen alt
Na ja ich hoffe die sind dann nächstes Jahr bereit.
Aber zu meiner Frage wie pfropft ihr die kleinen grünen Kügelchen. Mich interessiert die Technick und Handhabe dabei.
Ich kann zwar auch mit kleinen Dingen arbeiten, aber da nehme ich eine kleine Zange Pinzette etc. aber für die Kügelchen auf atomarer Größe
Also zwischen Daumen und Zeigefinger bekomme ich die zwar aber dann sind sie weg. Bei meinen anderen Sämlingspfropfungen (bisher nur ein paar) konnte ich die kleinen recht gut halten. aber die waren auch ca. 3-4mm groß. Wollte aber auch nicht noch 2-3 Jahre warten ehe die so groß sind
Bin für praktische Hinweise sehr dankbar. Welche Unterlage sollte ich wann nehmen?
Gruß, Andreas

Hallo Andi,
probiere mal beim Seleni ein paar cm unterhalb der Triebspitze einen schrägen Schnitt zu setzen. Damit vergrößerst du das Leitbundel zu einem Oval. Die ganz kleinen "frisch geschlüpften" Sämlinge schneidet du mit einem Scalpell, dass noch richtig scharf ist, an und schiebst die mit einem desinfizierten Instrument (z.B. Pinzette) direkt vom Scalpell auf den Seleni. Die ganz kleinen brauchst du nur saaanft anzudrücken. Den atomaren Verbindungspunkt zutreffen ist am Anfang Glücksache. Die Keimlinge haben ja noch keinen klassischen Leitbündelring sondern nur die beiden "Leitbündelpunkte" die zu den Keimblättern und dem "Austriebszentrum" führen. Eines dieser Pünktchen muss auf  dem Leitbündelgewebe Verbindung bekommen. Vorsicht - Austrocknung! nicht in direkte Sonne und anfangs nicht zu warm/heiß aufstellen.
Wenn du genug Sämlinge hast, probiere es aus. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.
Hans-Jürgen

Hallo Hans-Jürgen,
danke für deine Info. Was ich nicht ganz verstehe, warum schräg anschneiden. Die Leitbundel sind doch für die "Kleinen" schon fast zu groß?
Die Kleinen hebt ihr dann mit kleinen Zahnstochern oder ähnlichem aus der Erde? Also viel Geduld und eine ruhige Hand.
Bin mir nur nicht so sicher wo ich bei den Kleinen so richtig schneiden soll?
Gruß, Andreas

Moin Andreas,
ich entnehme die Kleinen mit einer Pinzette aus dem Aussaatgefäß. Schneiden dann im unteren Viertel. So wie Hans-Jürgen beschrieben hat den Pfröpfling dann von der Klinge auf die Unterlage schieben.
Ich verwende für derlei filigrane Arbeit eine Lupenbrille, z.B.: so eine:
https://www.amazon.de/ELENKER-10x-15x-Lupenbrille-Licht/dp/B016U748AO/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1466681684&sr=8-5&keywords=lupenbrille
Da gibt es viele verschiedene Varianten...

Der Vorteil ist, dass ich besser sehe, was ich da tue und dabei die Hände frei habe. Zum Schneiden verwende ich dann eine ganz frische Rasierklinge, gibt den saubersten Schnitt.

Viel Erfolg und zeig' mal, was dabei herauskommt!

LG,
Nils

Hallo Nils,
danke für den Hinweis mit der Brille.
Ich glaube ich müsste so etwas ähnliches noch von meinem Vater haben. Die hat er zum schnitzen genommen. Ist ja auch sowas wie schnitzen
Wenn ich es geschafft habe und denke, das es was geworden ist werd ich ein Bild einstellen.
Danke, Andreas

Eine neue Rasierklinge ( entfetten und desinfizieren).Den Keimling im unteren Drittel oder noch tiefer damit abschneiden.Hilfreich ist dazu eine kleines sauberes Schneidebrettchen,bei mir ist
es meist ein Zigarillomettalldöschen und viel Licht- ich habe immer eine Kopflampe dabei auf.Der Sämling bleibt mehr oder weniger von selber nach dem Schnitt auf der Rasierklinge kleben.
Dann wird er direkt von der Rasierklinge mit einem Schaschlikstäbchen auf den zb. vorbereiteten Seleni geschoben .Je weniger vom Seleni abgeschnitten wird desto weicher das Pflanzengewebe- höchstens 1-2 cm,gerader Schnitt.Leitbündel des Seleni treffen ,alles andere ist Glückssache.Nicht zu viel nachdenken einfach machen.Erfolgsgarantien gibt es nicht.
Ach ja ,die Pfropfung möglichst warm und abgedeckt stellen - Folie Haube oder ähnliches wegen der nötigen gespannten Luft.Nach 3-4 Tagen hat es geklappt oder auch nicht.

Oh , Nils war schneller und hat eigentlich schon alles gesagt aber ich poste dennoch

Gruss
Hardy

Mit 2 Brillen übereinander habe ich auch schon gearbeitet. Das gibt einen ganz kleinen Bereich, der dann superscharf ist. Schneidbrettchen nehme ich auch und alles was ich anfasse oder wo ein Sämling liegen soll, wird ständig desinfiziert.
Schräger Schnitt: Es ist richtig, dass ein größerer Vorteil bei aufgesetzten Areolenschnitten oder etwas größeren Sämlingen liegt. Auch bei sehr kleinen schneide ich gerne so, weil ich damit teilweise am Leitbündel entlang schneiden kann und größere Chancen auf eine gute Verbindungsstelle der Pfropfung habe. Bevorzugt nehme ich da etwas schräg gesetzte oder wachsende Selenis, damit der Sämling halbwegs in der Waage sitzt und in den ersten Stunden nicht gegen die Schwerkraft kämpfen muss. Geht zwar nur um Bruchteile eines Gramms, aber trotzdem. Die Austrocknungsgefahr ist dann aber erhöht. Bei einem längeren Schnitt, lege ich eine frisch abgeschnittene Gewebescheibe als Austrocknungsschutz über den verbleibenden offenen Schnitt. Klebt fest,trocknet einfach ein und darf natürlich nicht zu nahe an dem Sämling liegen.
Wer´s probieren möchte - viel Erfolg
Hans-Jürgen

Hallo Andi,

die bisherigen Hinweise findest Du zusammengefasst hier: https://www.kakteenforum.com/t7189-pfropf-fibel

Schräg anschneiden halte ich für falsch. Der Sämling sollte auf dem Leitbündelring sitzen und
nicht davon herunter rutschen.
Hans-Jürgen redet da vermutlich von 5 Jahre alten Sämlingen, groß wie eine Kastanie...

Seleni und Pereskiopsis sind beide gleich gut. Es kommt vor allem darauf an, womit Du besser klar kommst.

Pinzette ist falsch. Damit zerquetscht Du die Winzlinge eher....
Mit einem spitzen Messer die Sämlinge aus der Erde heben wäre die richtige Vorgehensweise.
Dann kannst Du die bei der Wurzel packen. Selbst als Grobmotoriker zerquetscht Du damit nur was
abgeschnitten wird.

Hallo Torro,
danke für deine Hinweise. Grobmotoriker bin ich glaube ich nicht, aber hab große Hände
Ja wenn die Kleinen schon Kastaniengröße hätten (werden die überhaupt so groß????) dann bräuchte ich ja nicht pfropfen
Die Pinzette würde ich nehmen wenn Wurzeln da sind und diese packen!
Jetzt muss ich mich nur noch trauen.
Danke und Gruß, Andreas

Hallo Andreas,

mit den Fingern hat man doch viel mehr Gefühl als mit einer Pinzette und
der Druck verteilt sich auch viel besser.
Das ist Übungssache - also muss man damit anfangen. Nur Mut.

Ja, die werden so groß.