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Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien

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Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien Empty Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien

Beitrag  Poco Mi 17 Jul 2019, 23:43

Guten Abend,

ich pflege mehrere Dutzend Formen von Opuntia fragilis im Freien auf zwei großen Tischen. Sie sind in praller Sonne sowie Wind und Wetter ausgesetzt. Temperaturen waren lange sehr heiß bis 36°C, jetzt schon länger angenehmer mit 26°C. Außerdem gab es dieses Jahr sehr viel Regen und nachts gibt es auch reichlich Tau.

Zwei fragilis-Formen haben sich dabei als empfindlich herausgestellt: einmal die O. x fragilis 'Freiburg' und die O. fragilis La Sal Mts, 2300m. Erstere entwickelte auf einem Glied einen schwarzen Fleck der später eine hellbraune Umrandung bekam. Weiter hatte die Pflanze nichts. Ungleich empfindlicher ist die LaSal-Standortform. Sie entwickelt regelmäßig schwarze Flecken, die recht groß werden, aber irgendwann nicht weiterwachsen. Aus diesen Gliedern treiben dennoch gesunde neue Ohren.

Ich nahm mir nun mal die Zeit zu forschen, was der Erreger ist, zumal nichts matschig wird und die Pflanze nicht eingeht. Ich fand folgendes:

Problems and pests of Agave, Aloe, Cactus, and Yucca (2011), ein PDF mit 5,1 MB

Dort wird meine Krankheit als Phyllosticta-Pilz beschrieben. Behandlung: Ohr entfernen, trockener und regengeschützter aufstellen.

Gibt man "Phyllosticta" und "Cacti" in eine Suchmaschine, kommt man zu folgender chinesischen Seite mit einem beeindruckend befallenen Exemplar:

Prickly Pear Leaf Spot: Treatment For Phyllosticta Fungus In Cactus

Bei meiner 'Freiburg' war es wohl nur ein "Zufallsbefall". LaSal, eine sehr attraktive und langdornige Form, ist aber dauerbetroffen. Werde mich mal kundig machen, wie ich deren Haltungsbedingungen verbessern kann. 2300 Meter Seehöhe und das Klima der Gegend in den La-Salle-Mountains wird wohl der Schlüssel dazu sein, warum sie etwas zarter besaitet ist und bei mir und anderen Haltern zwar wunderschön wächst, aber dennoch erkrankt. Zuletzt entwickelte LaSal auch noch Rostpilze.

Ach, zuletzt noch diese wunderbare österreichische Pflanzenschutzseite:

Pflanzenschutz und Düngung bei Kakteen und Yuccas

Viele Grüße, Poco

Opuntia x fragilis 'Freiburg':

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Opuntia fragilis La Sal Mts:

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Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien Empty Re: Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien

Beitrag  Poco Mi 31 Jul 2019, 15:14

Schadbilder bei Opuntia rutila "Super", massiver, nicht eindämmbarer Befall:

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Schaubild, wie der Befall beginnt: erst wird die Epidermis weiß (links), dann glasig (mittig) und dann kommt der schwarze Sporenträger mit dem hellbraunen Rand, der wenig später eine harzartige Substanz bildet (rechts):

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Weiter unten kommt aus einer schwarzgewordenen Areole eine weiße, aushärtende Substanz:

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Vermutlich vom Pilz völlig durchseucht.

Die Super-Rutila steht in einer Schale zusammen mit O x fragilis "Smithwick" und O x fragilis "Wizzard". Während die Smithwick völlig unbefallen ist (und zwischen den beiden andern steht), ist die Wizzard nun auch infiziert:

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Vermutlich habe ich sie zu feucht gehalten. Polyacantha scheint es nicht so feucht zu mögen wie Fragilis, und wo in Hybriden Polyacantha drin ist, muß man wohl vorsichtiger mit dem Gießen sein.

Ich habe gesunde Ableger, möchte die hier aber isolieren und weiter beobachten. Stärkung mit Schachtelhalmjauche ist zu spät. Die Flecken habe ich mit Alkohol behandelt, aber der Pilz kommt wohl von innen und hat wohl auch das Substrat durchseucht. Ich habe alle Kakteen vorsorglich mit einem Fungizid gespritzt. Werde die befallenen Monster weitab getrennt stellen und schauen, was weiter passiert. Auch mal mit Aspirin gießen, noch so ein Geheimtip gegen Pilze (Salzylsäure ein Weidenextrakt, Salis = Weide).

Die Experimente gehen weiter. Very Happy

Viele Grüße, Poco
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Beitrag  Poco Fr 02 Aug 2019, 21:35

Hallo an alle!

In der Zeitschrift „Tephrocactus Study Group“ Vol. 10 fand ich einen interessanten Tip (von Michi), daß schwarze Flecken (Viren, Pilze) bei Opuntienartigen gern bei Überdüngung mit N (Stickstoff) entstehen. Da könnte etwas dran sein. Besonders wenn man außerhalb der Hauptwachstumszeit düngt, die nach meinen Beobachtungen bei den winterharten Nord-Amis von März bis Juni geht. Ab Juli verblühen sie langsam und die vielen neuen Triebe härten aus, während neue nur noch wenige gebildet werden. „Tephrocactus Study Group“-Hefte gibt es kostenlos auf der bekannten französischen Seite.

Noch ein Tip zum Ausprobieren: Aspirin schützt Pflanzen (auch Kakteen?) vor Infektionen. Der Hauptwirkstoff Salicylsäure verstärkt in Pflanzen die Widerstandskraft gegen Viren und Pilze. Salicylsäure ist Teil der natürlich vorkommenden pflanzlichen Abwehr, die mit dem Anschalten spezieller Gene den Kampf gegen die Eindringlinge aufnimmt.

Ende der 80er Jahre stieß man bei Untersuchungen an Tabakpflanzen auf die Salicylsäure: In Pflanzen, die mit dem Tabakmosaikvirus infiziert waren, stieg deren Konzentration fast um das Fünffache, noch bevor irgendein Anzeichen einer Infektion entdeckt wurde. Dieser Anstieg wirkte wie ein Alarmsignal und löste die Produktion spezieller Proteine aus, um den Angriff durch die Viren zu bekämpfen.

Bei Ciba-Geigy in Basel identifizierte man ebenfalls Salicylsäure als Botenstoff, der in Pilz-infizierten Kürbisgewächsen eine Resistenz hervorruft. Ob es je in der Landwirtschaft ausprobiert wurde? Infizierte Feldfrüchte könnten mit Aspirin besprüht oder gegossen werden, um ihr Immunsystem zu aktivieren.

Ich werde das mit meinen Viren-Opunien ausprobieren.

Gute Nacht, Poco
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Beitrag  Dietmar Fr 02 Aug 2019, 22:12

Hallo Poco,
vielen Dank für die Recherche. An einigen meiner Opuntien treten auch gelegentlich mal Flecken auf, allerdings keine schwarzen. Ich beobachte sie auch nur an Topfkulturen. Die Freilandopuntien, auch O. fragilis haben keine derartigen Pilze. Ich streue die Beete oberflächlich mit grober Lava ab. In Deinen Töpfen ist die Erde erkennbar. Ich denke, es würde helfen, wenn Du auf der Oberfläche mehr grobes Material verwendest, weil dann beim Regen keine Pilze oder Sporen, die in der Erde lauern, an die Pflanzenkörper geraten können.

Gruß

Dietmar
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Beitrag  Nopal Fr 02 Aug 2019, 23:12

Hallo Poco,

werfe die Pflanzen nicht weg, der Pilz wächst und gedeiht bei mir nur bei kalten und nassen Bedingungen also vor allem im Winter wenn die Pflanzen Feuchtigkeit erhalten haben, stehen sie trocken im Winter stagniert der Pilz und stört die Pflanzen nicht im Wachstum.

Beste Grüße
Nopal
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Beitrag  Poco Do 15 Aug 2019, 13:03

Hallo,

ich habe die O. 'Superrutila' und die O. 'Wizard' teilzerlegt, um die befallenen Ohren zu vernichten. Es gibt keine Hilfe gegen den schwarzen Pilz, und durch Wind und Regen verbreitet er sich auch auf andere Opuntien in der Nähe. Einzige Lösung: Ohren und ggf. Pflanzen vernichten. Ich habe die Glieder aufgeschnitten, um den tiefgehenden Befall zu dokumentieren. Wenn die Zeit reicht, stelle ich die Bilder am Abend hier rein. Hier schon mal eine wissenschaftliche Abhandlung aus Mexiko über diese seit den 1990ern auftretenden schwarzen Pilze in O. ficus-indica-Kulturen dortzulande. Die Fotos auf Seite 5 sind sehr erhellend. Es gibt einige Schwarzflecken-Pilz-Arten an Opuntien mit einem sehr ähnlichen Schadbild. Eingeschleppt werden sie wohl durch Neuerwerbe, denn diese speziellen Opuntia-spezifischen Pilze dürften in Europa nicht vorkommen. Also Vorsicht bei Neuerwerben, Quarantäne, evtl. mit Fungiziden arbeiten, Schachtelhalmextrakt, Baldrianblütenextrakt.

Schwarzfleckenkrankheit in Opuntien Mexikos

Grüße, Poco
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Beitrag  OPUNTIO Do 15 Aug 2019, 17:19

Hallo
Bezug nehmend auf diesen Link, möchte ich gerne hier weitermachen.
https://www.kakteenforum.com/t31120p10-beule-mit-ausfluss#423735


Das Schadbild ist genau das gleiche wie im letzten Jahr. Nur das es ein paar Wochen eher auftritt. Auf den frisch gewachsenen Gliedern. Als sich diese im Wachstum befanden war nichts zu sehen. Erst als sie ausgereift waren, begann es wieder.
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Es ist nicht so, das ich noch nie rundliche, mehr oder weniger dunkle Flecken an Opuntien hatte. Allerding hatten diese nie einen solch massiven Ausfluß.
Alles was ich in dieser Form bisher kannte, wurde von der Pflanze abgekapselt und verblasste mit der Zeit.
Hier einige Beispiele.
O.dulcis
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O.microdasys
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O.ficus indica
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Ich überlege ernsthaft, die Pflanze zu entsorgen. Und es will etwas heißen, wenn ich einen solchen Schritt ins Auge fasse.
Gruß Stefan
OPUNTIO
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Beitrag  Poco Do 15 Aug 2019, 23:51

Hallo an alle Glochiden-Einpuderer,

was ich aus den gesamten Krankheitsberichten und wissenschaftlichen Aufsätzen entnehme, sollte man befallene Glieder frühzeitig vernichten, notfalls ganze Pflanzen, und mit einem unbefallenen Glied, das man mit Fungiziden behandelt, um vorhandene Sporen abzutöten, neu beginnen. Eine Heilung gibt es nicht, nur eine Vorbeugung (bestmögliche Haltungsbedingungen, keinen Streß, Pflanzenstärkungsmittel geben, weniger gießen, weniger stickstoffhaltigen Dünger außerhalb der Hauptwachstumszeit). Meine Versuche, alle schwarzen "Sporenschleudern" (schwarze Flecke) täglich mit Alkohol zu desinfizieren, haben die Verbreitung nicht stoppen können. Ich habe mindestens zwei Pilzarten. Den Phyllosticta aus dem Betreff dieses Threads und auch den mexikanischen Pseudocercospora opuntiae aus dem PDF. Die befallenen Opuntien sind innen sauber, die Pilze sind in den Leitbündeln/Leiterbahnen nicht zu sehen. Sie befallen die Epidermis und dringen von außen in die Pflanzen vor. Verbreitung über eine infizierte Pflanze und dann mittels Wind und Regen. Auch die Pflanzen nicht zu eng pflanzen, viel Luft und Sonne beugen vor. Wie hier schon erwähnt kann auch eine Kiesdeckschicht vorbeugend helfen, daß bei Regen keine Sporen von der nassen Erde auf die Pflanzen kommen können.

Hier nun ein paar Fotos meiner zerlegten O. rutila 'Super' (Bildqualität nicht super):

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Leitbündel sauber:

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Vor dem Sezieren:

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Los geht's:

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Wird fortgesetzt ...
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Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien Empty Re: Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien

Beitrag  Poco Fr 16 Aug 2019, 00:03

Weiter geht's ...

In der Wachstumszeit greift der Pilz nicht an, das geht erst los, wenn die neuen Triebe ausreifen.

Hier ein Segment, wo der Pilz schon ausgetrocknet scheint, da habe ich ihn mal vom Kaktus weggenommen. Man sieht, wie er von außen kommend "Wurzeln" hineinschlägt, wie ein "außerirdischer" Parasit. Gruselig.

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Ein stark befallenes Glied, man sieht hier auch den bernsteinfarbenen Ausfluß aus einer "Pilzkolonie":

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Fortsetzung folgt ...
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Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien Empty Re: Der Phyllosticta-Pilz bei Opuntien

Beitrag  Poco Fr 16 Aug 2019, 00:12

Hier kommt die O. polyacantha x fragilis 'Wizzard' (Fotoqualität nicht zauberhaft):

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Die Leitbündel sauber:

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Vor der Sezierung:

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Los geht's:

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Glied mit glasiger Beule:

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Querschnitt der glasigen Beule:

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Und Schluß.

Vielleicht hilft es jemandem.

Viele Grüße, Poco
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